Die polnische Stadt Wrocław (Breslau) ist nicht nur für ihre faszinierende Geschichte und reiche Architektur aus mehreren Jahrhunderten bekannt, sondern auch für ihre einzigartige Bevölkerung von Zwergen, die in der gesamten Metropole zu entdecken sind. Auf Einladung in diese wunderschöne Stadt hatte unser Team die Möglichkeit, den schönen mittelalterlichen Marktplatz und weitere touristische Sehenswürdigkeiten in und um der historischen Altstadt zu erkunden. Dabei ist uns aufgefallen, dass die Stadt zahlreiche Maßnahmen ergriffen hat, um ihre touristischen Wege für alle Menschen zugänglich zu machen – und zwar durch eine barrierefreie Wegeleitung, die sowohl für seh- als auch gehbehinderte Menschen geeignet ist.
Die charmante Welt der Breslauer Zwerge
Bevor wir auf die Details der barrierefreien Wegeleitung eingehen, möchten wir gern kurz die Breslauer Zwerge, die sogenannten „Krasnale“, thematisieren. Diese kleinen Bronzefiguren sind überall in der Stadt zu finden, von belebten Plätzen bis hin zu versteckten Gassen. Sie sind ein integraler Bestandteil der Stadtkultur und erzählen mittlerweile bereits seit fast 25 Jahren verschiedene Geschichten von Breslaus Vergangenheit und Gegenwart.
Zwerg mit Gitarre: Seit 2003 treffen sich jährlich auf dem Breslauer Marktplatz Gitarristen, um den Guinness-Weltrekord in der Kategorie des größten Gitarrenensembles zu brechen. Hierfür wurde das „Thanks Jimi Festivals“geschaffen und alle Teilnehmer spielen gleichzeitig das Lied „Hey Joe“ von Jimmy Hendrix.
Viele Zwerge sehen nicht nur witzig aus, sondern zeigen sich auch mit ernsthaftem Hintergrund. So haben wir beispielsweise auf dem Marktplatz den Zwerg „W-Skers“ entdeckt, der im Rollstuhl sitzt. Er ist eine Ikone für Barrierefreiheit und Inklusion in der Stadt, denn er war der erste körperlich beeinträchtigte Zwerg in Breslau und das Maskottchen der städtischen Kampagne „Wrocław Without Barriers“.
Zwerg „W-Skers“ (rechts im Bild) – ein Wahrzeichen für Barrierefreiheit und Inklusion in Breslau
Einen Lageplan der Breslauer Zwerge findet man übrigens hier: https://visitwroclaw.eu/wroclawskie-krasnale
Barrierefreiheit im Fokus
Breslau hat sich zum Ziel gesetzt, seine Sehenswürdigkeiten und touristischen Attraktionen für alle zugänglich zu machen. Das barrierefreie Wegeleitsystem spielt dabei eine entscheidende Rolle. Taktile Beschriftungen entlang der Hauptwege und touristischen Routen ermöglichen es blinden und sehbehinderten Besuchern, sich in der Stadt zu orientieren und die Schönheit von Breslau zu erleben.
Taktile Beschriftungen für eine inklusive Erfahrung
An wichtigen touristischen Standorten wie dem Marktplatz oder dem Panorama von Racławice, an Punkten wie Haltestellen des öffentlichen Verkehrs oder innerhalb von öffentlichen Gebäuden wie Museen und Regierungsgebäuden finden sich taktile Karten und Wegweiser. Diese erlauben es nicht nur blinden und sehbehinderten Besuchern, sich selbstständig zu bewegen, sondern bieten auch eine interaktive Erfahrung für alle. Reliefbilder der jeweiligen Sehenswürdigkeit vor Ort in Verbindung mit taktilen Beschriftungen in Braille erlauben es sehbeeinträchtigten Personen, die Stadt haptisch zu erfahren.
Barrierefreies Stadtzentrum für mobilitätseingeschränkte Besucher
Neben den taktilen Beschriftungen ist uns aufgefallen, dass sämtliche Wege in der Innenstadt barrierefrei zugänglich sind. Viele Zugänge zu Geschäften und Restaurants sind ebenerdig, Bordsteine sind abgesenkt, alle wichtigen Sehenswürdigkeiten sind mit Rollstuhl befahrbar, auch baulich schwierige Gebäude wie Kirchen (z.B. Kirche der Heiligen Elisabeth oder der Heiligen Magdalena). Entlang des Oderufers gibt es sogar einen speziell für Besucher mit Rollstuhl gestalteten Rundweg um die Oderinseln.
Unser Fazit: Breslau als Vorbild für Inklusion
Breslau ist nicht nur eine Stadt der Geschichte und Kultur, sondern auch eine Stadt, die sich der Schaffung einer inklusiven Umgebung verschrieben hat. Durch sein barrierefreies Wegeleitsystem und die Präsenz von Zwerg W-Skers setzt Breslau Maßstäbe für andere Städte und erinnert uns daran, dass die wahre Schönheit einer Stadt in ihrer Fähigkeit liegt, alle Menschen willkommen zu heißen.
Marktplatz von Breslau
Übrigens: Vor genau 10 Jahren, 2014, überreichte der Breslauer Stadtpräsident der sächsischen Landeshauptstadt anlässlich der 55-jährigen Städtepartnerschaft Breslau – Dresden einen Zwerg, der die Wappen beider Städte trägt. Am 5. Februar 2015 wurde dieser an seinem Standort am Hietzigbrunnen eingeweiht. Am 18. Juni 2019 wurde an der Treppe zum Ratskeller am Neuen Rathaus in Dresden ein weiterer Breslauer Zwerg aufgestellt. Er ist ein Glücksbringer für die nächsten 60 Jahre Partnerschaft und trägt einen Koffer und eine Sonnenblume in den Händen.
Nähere Infos hierzu siehe Pressemitteilung der Stadt Dresden vom 19.06.2019: https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2019/06/pm_070.php